„Wie kann ich Studierende motivieren?“ Diese Frage wird immer wieder in unseren Workshops zur Hochschuldidaktik gestellt. Sie lässt sich bloß nicht pauschal beantworten, es gibt dafür nun mal keine Zaubertricks.
Die Spannbreite von Ratschlägen könnte von zahlreichen Motivationstheorien über Hüthersche Sinnsprüche der Art „Motivieren ist wie dressieren, es braucht aber Begeisterung!“ bis hin zu Faustregeln wie einen PUNCH zu Beginn bringen reichen. Es könnte auch konkret bei jedem Fragenden individuell in Fallarbeit nachgehakt werden. „Was hinterlässt bei dir den Eindruck, Studierende müssten motiviert werden?“, usw. Und möglicherweise kommt dabei auch heraus, dass die Lernenden „kerngesund“ sind. Dabei gibt es doch eine so schöne Methode für Lehrsituationen, um Dinge herauszufinden – miteinander reden. Oder schlicht: Fragen!
Ich versuche genau das hier stellvertretend, um die Antworten vielleicht als Denkanstoß parat zu haben.
Liebe Studierende Deutschlands, ich würde mich riesig freuen, wenn ihr unten im Kommentarbereich kurz und prägnant die folgende Frage aus eurer ganz persönlichen Sicht beantwortet (wahlweise natürlich anonym):
„Was (de)motiviert dich in Lehrveranstaltungen?“
Wenn ihr mögt, dürft ihr natürlich auch anknüpfende Gedanken loswerden :-)
Eine sehr interessante Frage!
Meiner Meinung nach spielen hierbei viele Faktoren eine Rolle. Zum einen geht es um Thema. Bei vielen Vorlesungen, die im Grundstudium absolviert werden müssen, ist es sicherlich sehr schwierig ALLE von der Materie zu begeistern. Bei den Vertiefungen hingegen, kann der Dozent (eigentlich ;-) ) nichts falsch machen. Sicherlich spielt der Dozent auch eine sehr wichtige Rolle; die Art wie er vorträgt, die Gestaltung der Vorlesung/Folien, die Kommunikation mit den Studis.
Der „erste“ Eindruckt bzw. die erste Vorlesung…. Wie „nimmt“ der Dozent die Studis in der Vorlesung auf? Wie stimmen die Anforderungen des Dozenten mit den Erwartungen der Studis überein?…
Für mich war eben dieser „Fit“ sehr wichtig. Wieso besuche ich die Vorlesung und welche Inhalte will der Prof. mir eigentlich vermitteln. Hat das halbwegs gepasst konnte ich immer andere kleinere Fehler/Schwächen ignorieren ;)
Für mich persönlich sind das besonders zwei Dinge:
1. Die Dozentin/ der Dozent: Wenn ich das Gefühl habe, der *Mensch* da vorne ist persönlich mit dem Thema verbunden und davon begeistert, bin ich es auch. Persönlich Erfahrungen oder eine klare Meinung zum Thema helfen mir jedenfalls, Dinge einzuordnen und sie mir zu merken. Wohl dosierte (!) Polemik und Flüche würzen die Veranstaltung ungemein. :)
2. Dialog: Ich möchte das Gefühl haben, Fragen stellen und Meinungen äußern zu können. Das ist leider nicht in allen Veranstaltungen (insb. klassischen Vorlesungen) so – wenn der Dozent zu Beginn der Veranstaltung weder grüßt noch Augenkontakt zu den Studierenden aufnimmt und auch sonst durch den *Vorlesungs*stoff rauscht ist das z. B. nicht hilfreich…
Fazit: Offenbar sind Gefühle auch in der Uni hilfreich. Die Form der Veranstaltung (Seminar, Vorlesung,…) ist dabei gar nicht mal so wichtig. Eher amüsant finde ich gut gemeinte Versuche mit „Didaktik-Köfferchen“: „So, liebe Studis, heute machen wir mal was mit Didaktik. Ich pinne schon mal ein buntes Zettelchen an die Wand.“
Sehr demotivierend empfinde ich es, wenn der Lehrstoff zu viel Vorwissen voraussetzt oder so kompliziert geschrieben oder vorgetragen wird, dass es schwer ist, ihn zu verstehen. Damit meine ich nicht, dass die Inhalte nicht in die Tiefe gehen sollen, aber strukturiert und in einer Weise, dass es möglich ist zu folgen. Unterforderung auf der anderen Seite erzeugt Langeweile und ist auch demotivierend. Im Idealfall findet eine Individualisierung statt. Sehr motivierend empfinde ich es, wenn ich merke, dass die Lehrenden selbst Freude an der Lehre und am Dialog mit den Lernenden haben und dies nicht als Pflicht ansehen.
Danke schon einmal an euch drei!
Für mich steht oder fällt die Motivation zum Großteil mit der Art und Weise wie vorgetragen wird. Bloßes Vermitteln des Stoffes durch entlanghangeln von Folie zu Folie führt bei mir konsequent zu Müdigkeit, Langeweile und letztendlich Abwesenheit.
Das Beste was ich persönlich mal erlebt habe war ein Prof, der 3/4 seiner Vorlesungszeit mit einem zweiten Mikro durch die Gänge des Hörsaals gegangen ist und immer wieder spontan oder auch auf Aufzeigen Studenten Fragen gestellt hat. Auch war es möglich, dass das Mikro einfach mal mehrere Minuten durch die Reihen weitergegeben wurde und ein ständiger Dialog die Erarbeitung des Stoffes vorangetrieben hat. Das ganze hat trotz einer Einführungsveranstaltung mit mehreren hundert Teilnehmern hervorragend funktioniert.
Im Prinzip war es wie in der Schule: Man musste „Gefahr“ laufen, überraschend das Mikro vor der Nase zu haben und einen Kommentar abgeben zu müssen. Dadurch war die Motivation aufmerksam zu sein, natürlich viel größer und man wurde ein Stück weit auch zum Mitdenken gezwungen, wenn man sich nicht vor allen Leuten blamieren wollte…
Fazit: Ja, auch ein bischen Druck zum Mitdenken erhöht meine Motivation, da ich den Lernstoff so sehr viel bewusster wahrnehme und auch reflektiere. Gleichzeitig war es sicherlich auch die Abwechslung der verschienden Meinungen, Anmerkungen und Fragen, die dazu geführt haben, dass ich jede Woche mit Vorfreude dorthin gegangen bin.
Die größte Motivation stellte sich bei mir in Veranstaltungen ein, in denen Lehrende zum einen flexibel genug waren, ihren Veranstaltungsablauf an die Studierenden anzupassen, d.h. bei Diskussionsbedarf Zeit dafür einzuräumen bzw. bei stockenden und nicht in-Gang-geraten-wollenden Diskussionen abzubrechen und weiteren Input zu geben.
Meine Motivation sich dann an diesen Diskussionen zu beteiligen hing stark davon ab, ob tatsächlich ein Miteinanderreden stattfand oder mehr ein ‚Jeder sagt mal kurz etwas dazu und fertig‘.
Mir gefielen Diskussionen, in denen Lehrende auf den Redebeiträgen bzw. Argumenten der Studierenden aufgebaut haben, nachgefragt haben oder Kontra gegeben haben.
Demotivierend empfand ich einsilbiges Abspeisen und das Geringschätzen von (einigermaßen) qualifizierten Diskussionsbeiträgen, aber auch das Wertschätzen von qualitativ fragwürdigen Beiträgen. Ist schon ein gewisser Balanceakt. :)
Insbesondere, da die wichtigste Grundlage hierbei natürlich die Fähigkeit ist, überhaupt Diskussionen leiten zu können.
Ein anderer Punkt, mit dem ich vielleicht im Vergleich zu vielen anderen Studierenden alleine dastehe: Mich motiviert ein strenger Umgang mit uninteressierten und störenden Studierenden. Ich kann mich auch leicht ablenken lassen und verliere mitunter die Konzentration, fühle meine interessierte und konzentrierte Teilnahme aber in solchen Fällen gewertschätzt.
@Stefan, was stellst du dir unter einem „strengen Umgang“ vor? Und sind derartige Störungen nicht ein Zeichen dafür, dass man nicht alle Teilnehmer auf seiner Seite hat?
Dies ist in sicherlich generell wünschenswert, aber insbesondere in Grundlagenveranstaltungen nicht realistisch. Da darf man sich als Lehrender keine falschen Hoffnungen machen.
In Grundlagenveranstaltungen (z.B. Propädeutika) ist dies wirklich kaum vermeidbar. Die Atmosphäre war dort nach meinen Erfahrungen selten eine konzentrierte.
In weiterführenden Wahlpflichtmodulen hingegen wünsche ich mir von meinen KommilitonInnen einen gewissen Grad an Interesse und die Bereitschaft für die Länge der Veranstaltung nicht durch private Konversation eine beständige Unruhe zu schaffen.
Aus meiner eigenen Erfahrung glaube ich, dass generell gut ein Drittel der Studierenden in einem Seminar wenig bis kein Interesse am Verlauf der Veranstaltung hat. Und ich zweifele stark daran, dass man wirklich alle Studierenden einer Veranstaltung „auf seine Seite“ ziehen bzw. motivieren kann. Lediglich diejenigen, die ein gewisses Interesse haben, können motiviert werden. Möglicherweise ist dies aber ein übereifriger Pessimismus.
Zum angesprochenen „strengen Umgang“:
– Ansprechen von Personen, die beständig quatschen und versuchen, sie zur Mitarbeit zu motivieren (à la „Wenn Sie sich über das Thema unterhalten, tun Sie Ihre Meinung bitte laut kund, ich würde mich freuen“…), im Zweifel bitten, lieber die Veranstaltung zu verlassen
– Respektlosen Umgang thematisieren und Personen zur Rede stellen
– Referate von Studierenden auf einem angemessenen Niveau beurteilen (Wikipedia-Texte als No-Go, bei falschen Erklärungen eingreifen…); eine Dozentin von mir hat auch schon Referate abgebrochen, weil diese furchtbar waren, fand ich super
Wenn ich merke, dass das Niveau bzw. die Anforderungen in Veranstaltungen (speziell in kleineren Seminaren) sehr gering ist/sind und von Dozierendenseite ein sehr vorsichtiger Umgang mit dem Stellen von Anforderungen gepflegt wird (einige Studierende sind – verzeiht mir – respektlose IdiotInnen, das kann einschüchtern), fühle ich mich nicht motiviert, selbst in starker Form zu beteiligen.
Um zu demotivieren gibt es mindestens drei Ansätze, die ich erlebt habe bzw. erlebe:
1. „Alles ist klausur-/prüfungsrelevant!“ –> Das 19. Jhd. hat angerufen, es will seine Methodik zurück…
2. „Sie brauchen hier nicht zu sitzen… Das steht alles im Skript.“ –> 1,5h Zeit mehr in der Woche für andere Sachen. 80% Durchfallquote.
3. „Wir machen jetzt jede Woche Gruppenarbeit!“ –> Beliebt bei Lehrenden, die selbst keine Ahnung vom Thema haben. Wirkt doppelt demotivierend…
Wenn ich überlege, bei welchen Veranstaltungen ich in meinem Studium besonders motiviert war/bin, komme ich immer wieder zu einer Metapher: Eine gute Lehrveranstaltung (oder „gute Lehre“ im Allgemeinen) sollte wie ein Überraschungsei sein… Spiel, Spaß, Spannung und Schokolade.
Spiel = Abwechslungsreiche und vor allen Dingen passende Methoden
Spaß = Humor, Unerwartetes, Persönliches, … sprich der oben erwähnte PUNCH
Spannung = Die schon erwähnte Beziehung der/des Lehrenden zum Thema (ich bin der Meinung, dass nahezu jedes Thema spannend gemacht werden kann)
Schokolade = Schokolade (oder für die, die keine Schokolade mögen gerne auch Gummibärchen)
Wenn diese vier Punkte wohldosiert und auf Thema und LehrendeN abgestimmt eingesetzt werden, wirkt dies ungemein motivierend. Was nützt mir ein Didaktikfeuerwerk, wenn auch ein gut moderiertes/ergänztes Referat das Thema zur Genüge beleuchtet? Stichwort: „Die Theorie hegemonialen Stabilität und die Verweigerung der USA während der Weltwirtschaftskrise 1929-1939 die weltweite Hegemonialstellung zu übernehmen“: Gruppenpuzzle? World Café? Neeee…
Andererseits wären bei Themen, die viel eigenes Denken und Vorwissen voraussetzen bzw. einbinden, nichtendenwollende Monologe und 90-minütige Referate fehl am Platze (auch schon erlebt…).
Vielen Dank für alle Beiträge bisher!
Lehren und Lernen auf hohem Niveau bedeutet, dass im Hörsaal der Funke überspringt, und dass eine Spannung entsteht in der sich das Thema fast von alleine entrollt. Wenn dabei dem Auditorium Einblicke in eine neue Sichtweise vermittelt werden können – mit überraschenden Perspektiven und intelligent gewählten Orientierungspunkten, dann tut der Zauber der Lehre seine Wirkung und wird mit gut gewählten Beobachtungen, mit Beispielen oder durch spielerischer Einübung leichtfüßig transportiert: Portiert, also durch die Pforte des Geistes eingelassen und gerne willkommen geheißen, besonders wenn eine Prise Spaß oder feiner Humor die Lehrveranstaltung krönt. Eine Steigerung des nachhaltigen Wissenserwerbes ist dann nur noch durch aktives Mitmachen im Spiel und Dialog möglich, wenn dabei Emotion und Freude mitschwingen und sich aus der Einbahnstraße der Stoffvermittlung eine Kommunikation mit Geben und Nehmen entwickelt und das Thema schließlich als sympathische Bereicherung empfunden wird – und nun nicht mehr als Mühlstein einer Pflichtveranstaltung Alpdrücke verursacht. Spiel und Freude öffnet den Geist und den Horizont.
@Peter
Danke für deinen Beitrag. Leider geht er an der Intention meines Beitrags vorbei; mich interessieren wirklich konkrete Gedanken von Studierenden, was sie in Lehrveranstaltungen (de)motiviert.
Was demotiviert mich z.B.:
– immer lange Texte als Vorbereitung: einen knackigen Text (ab und zu) kann jeder zwischendurch lesen und er bietet auch eine gemeinsame Grundlage, warscheinlich eine noch bessere, als wenn von 20 Studierende nur 5 den kompletten Text gelesen haben und 5 die ersten 4 Seiten und der Rest gar nichts (manchmal sogar aus guten Gründen, manchmal nicht).
– Studierende nicht ernst nehmen: dass viele Studierende nebenher arbeiten müssen und noch viele andere anspruchsvolle Dozenten haben, die meinen, dass sich die Welt nur um ihre Lehrveranstaltung dreht und der Student doch sonst sowieso nichts zu tun hätte. Wenn man Studierende behandelt wie verantwortungsvolle „erwachsenen“ Menschen verhalten sie sich (die meisten) auch so und geben ihr Bestes in ihren Möglichkeiten.
– nur Gruppenarbeit und Referate: Es ist natürlich grösstenteils nett und hilfreich, aber ab und zu ein bisschen Input von der erfahrenen Lehrperson zu bekommen, kann sicher nicht schaden
– warum fragen Dozenten nicht diese einfache kleine Frage, wie du sie hier stellst Olli? Wäre das so schwer wenigstens in der ersten Stunde, neben dem Organisatorischen auch dieses Thema zu klären? Welche Angst steckt dahinter?
Was motiviert mich:
– eine selbst motivierte, authentische, fröhliche, flexible, mit reißende, erfahrene, zum Nachdenken anregende, fordernde und fördernde, offene, kritische, emphatische, symphatische Lehrperson mit angenehmer Stimme und Körpersprache ( also die Eierlegende Wollmilchsau :) )
– wenn der Dozent es schafft, dass jeder Student für sich ganz individuell den Nutzen der Beschäftigung mit dem Thema herausstellt, also einen persönlichen Bezug zum Thema bekommt (könnte natürlich bei einigen Themen eine Herausforderung sein)
– wenn der Dozent mit lernt, wenn er willens ist aus den Aussagen der Studierenden etwas zu ziehen, wenn er Fragen stellt und offen legt, dass bestimmte Aspekte für ihn auch neu sind (Glaubwürdigekeit der Person), also wenn es ein Dialog ist und echtes Interesse herrscht
– wenn der Dozent spürbar die Leitung des Kurses hat und trotzdem in Absprache zur Befindlichkeit mit den Studierenden bleibt (in Workshops wird da ja auch besonderer Wert drauf gelegt)
Ein kleiner Auszug, den man warscheinlich noch ins Unendliche erweitern kann.
@Hanna Du schreibst: „- warum fragen Dozenten nicht diese einfache kleine Frage, wie du sie hier stellst Olli? Wäre das so schwer wenigstens in der ersten Stunde, neben dem Organisatorischen auch dieses Thema zu klären? Welche Angst steckt dahinter?“ Aus allem, was ich bisher zum Thema Hochschullehre gelesen habe, schließe ich, dass es nicht die Angst vor der Frage an sich ist, sondern schlicht die Unwissenheit mancher Dozenten darüber, wie eine Lehrveranstaltung möglichst gut ablaufen kann und damit, dass solche und andere Fragen eben am Anfang eines Kurses von ihnen an die Studenten gestellt werden müssen. Das hilft im Augenblick keinem Studenten, aber ich bin zuversichtlich, dass es irgendwann Änderungen in dieser Hinsicht geben wird.
Habe jetzt bewusst nicht die vorherigen Kommentare gelesen um unvoreingenommen antworten zu können, daher entschuldigt bitte, falls das alles schon genannt wurde.
Mich demotiviert ein überfüllter Seminarraum/Hörsaal (=mehr Anwesende als Arbeitsplätze) was leider mindestens am Anfang jeden Semesters Normalzustand ist. Schon immer. Leider bis auf einzelne Ausnahmen.
Technische Probleme empfinde ich manchmal auch als demotivierend. Mir fällt da eine (große) Veranstaltung ein, bei der der Lehrende ein Funkmikrofon umgehängt hatte, weil er gerne umhergewandert ist, während der Vorlesung. An bestimmten Stellen im Raum gab es ein Funkloch, wodurch die ein oder anderen Wörter nicht hörbar waren.
Was mich gleich auf den nächsten Punkt bringt: Große Vorlesungen (mit über 100 TeilnehmerInnen) sollte es imho grundsätzlich nicht geben (jedenfalls nicht in Präsenz) – zu hoher Geräuschpegel, zu viele ablenkende Facebook-Bildschirme in den Reihen vor einem selbst, zu anonym.
Zu viel (Kleingruppen-)Gruppenarbeit empfinde ich auch als sehr demotivierend, insbesondere wenn kein Material gestellt wird, anhand dessen man sich etwas erarbeiten könnte (kurzfristig… 10 Seiten Text als Grundlage für eine 10 Minütige Gruppenarbeit scheiden daher auch aus).
Es geschieht zu oft, dass man in Gruppenarbeit dazu aufgefordert wird, ein Thema der letzten Stunde oder einen Text zu besprechen, das niemand in der Gruppe kennt, weil niemand in der letzten Stunde da war, oder den Text gelesen hat… Passiert mir jedenfalls (gefühlt) ständig, wenn Gruppenarbeit angesagt wird.
Auch demotivierend: Übereifrige KommilitonInnen mit einem hohen Mitteilungsbedürfnis (jedenfalls wenn es sich dabei nicht um mich handelt, was auch vorkommt).
Ich diskutiere gerne mit FreundInnen über Studienthemen. Aber nicht mit jedem Idioten der/die zufällig das gleiche studiert wie ich. Lehrende zeichnen sich durch eine gewisse formale Qualifikation aus, die ihnen bescheinigt zumindest ansatzweise Ahnung zu haben, bei meinen KommilitonInnen ist das (noch) nicht der Fall. Es sind leider immer wieder die gleichen speziellen Charaktere die sich melden, wenn zur Diskussion aufgefordert wird.
Was mich auch in Rage bringen könnte ist, wenn ich aufgefordert werde, das Mitschreiben zu unterlassen, weil ich mir schließlich im Anschluss die Folien aus dem Internet holen kann. Passiert auch häufiger als man denken würde.
Erstens sind es immer genau diese Lehrenden, die vergessen das Material hochzuladen, oder sich dafür tagelang Zeit lassen, zum anderen geht es Lehrende nichts an, wie ich Informationen verarbeite oder aufnehme. Wenn Lehrende nicht damit zurechtkommen, dass Studierende Notizen machen „anstatt zuzuhören“ dann haben sie den Beruf verfehlt.
Überhaupt ist die geringe Kenntnis über Lerntheorien oder andere pädagogische Grundlagen eigentlich ein Unding für Menschen, die anderen Menschen etwas beibringen möchten. Mindestens die Teilnahme an einem Crashkurs kann man erwarten.
Soweit erstmal (Gerade gelernt, dass man sich in Rage schreiben kann).
Gruß
Michael
Hanna und Michael, danke für eure Beiträge!
@Luci: Ja die Antworten auf diese Frage lässt sicher Ungehaglichkeit aufkommen, wenn den Lehrenden keine Alternativen einfallen/zur Verfügung stehen und die Studierenden somit in der ersten Stunde das Zepter in die Hand nehmen. Das lässt ja gerade darauf schließen, dass es sehr gewinnbringend sein kann für alle Beteiligten, wenn die Lehrkraft schon vor der ersten Stunde über Methoden und pädagogisches Geschick verfügt (auch wenn gewisse Unsicherheiten natürlich sind und auch den Studierenden vielleicht ein authentisches, kompetentes Gefühl vermitteln können). Also schonmal ein Hoch auf die Hochschuldidaktik. Obwohl man sich hier wohl auch fragen muss wie sich die Verantwortlichkeit über diese Kompetenz-Voraussetzungen aufteilt. Auch ich bin zuversichtlich.
Dozenten, Lehrer … sind mehr oder weniger machtgeile Typen mit gehörigen Dominanzstreben und Besser-Wisser-Syndrom. Lehrveranstaltungen sind asymmetrische, hierarchische Gehorsamsveranstaltungen in denen Amtsträger als Systemagenten auch noch mit Respekt verhandelte werden wollen und auch die Macht haben, es zu erzwingen. Wie soll in einem solchen Terrorkontext ( wenn ihr nicht brav seid, dann sage ich nicht was in der Prüfung dran kommt, Prüfungs- und Klausurterror) Motivation, Freude am Lernen entstehen ?
@Autogen Diogen: Schade, dass du offenbar bloß solch negativen Erfahrungen gemacht hast. Was lässt dich deine Situation trotz allem aushalten?
Nicht die Mitleidsnummer. Wie kommst du auf negative Erfahrungen? Ich bin eigentlich ganz erfolgreich.
Wer radikale Kritik übt an der institutionalisierten Abrichtung, Segregation muss negative Erfahrung gemacht haben? Das spricht dafür wie sehr du den Systemaspekt verinnerlicht hast.
Mein Focus richtet sich auf den Klassen- und Positionskampf in Seminaren, Schulräumen. Was lässt einen die unaufhörliche Belehrungsmarter aushalten? Wer wird niedergemacht und warum? Wer handelt individuelle Vorteile aus, Sex, Bekanntschaft, Beziehungen, Partei gegen faire Behandlung. Wie wird das Leiden verkraftet und womit kompensiert?
Eine gehörige Portion Masochismus ist Voraussetzung und sie belügen einen mit wertvollen Zertifikaten und guten Noten, die angeblich ein glückliches Leben versprechen und
es dauert lange, bis man den faulen Zauber durchschaut.
Motivation ist da nicht möglich, nur Lernen aus Angst und Kalkül.
@Autogen Diogen: Wer offenbar Lehrende lediglich als (mehr oder weniger) machtgeile Menschen sieht und Lernen nur als Abrichtung zu kennen scheint, hat in meinen Augen schlechte Erfahrungen gemacht – denn ich kenne es auch anders. Daher mein „schade“, das nichts mit Mitleid oder Anzweifeln von deinem Erfolg zu tun hat. So oder so, danke für deinen Beitrag zu deiner Motivation.
@Autogen Diogen Die Motivation, die Du zu meinen scheinst, ist vllt in Lehrveranstaltungen von denjenigen möglich, die Du „weniger machtgeile Typen“ nennst?