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European Researchers‘ Night Braunschweig 2015 in Wort und Bild

Wie versprochen, war ich gestern auf der European Researchers‘ Night 2015 (#ernbs15) in Braunschweig unterwegs. Wer nicht dabei sein konnte, kann sich ja mein kurzes Video anschauen.

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Ich fand die #ernbs15 schön. Die Veranstaltung war ein bunter Mix aus Informiertwerden, mitdiskutieren und stellenweise auch mitmachen. Ich vermute mal, die etwas entlegeneren Stationen hatten (deutlich) weniger Zulauf als die anderen, aber zumindest im Zentrum des Geschehens schienen die Beteiligten mit der Resonanz zufrieden zu sein. Danke an alle Forscherinnen und Forscher, die der #ernbs15 ihre Zeit gewidmet haben!

Braunschweig – Öder Ort oder Mekka der Forschung? Oder beides?

Braunschweig ist nun nicht die Stadt, die international bekannt ist wie ein bunter Hund. Falls jemand mit der Stadt doch etwas anfangen kann, dann eher als öder Ort oder Flatline der Unterhaltung. Liegt es daran, dass Forschung langweilig ist? Das würde immerhin passen, denn tatsächlich liegt die Löwenstadt in Europa auf Platz 2 der Rangliste der forschungsstärksten Regionen! In Worten: Platz Zwei!

Nun ist Wissenschaft, banal gesagt, das Überprüfen von Vermutungen. Schauen wir uns doch einfach mal an, wie lang- oder kurzweilig sich die Forschung in Braunschweig präsentiert! Gelegenheit gibt es dazu am kommenden Freitag (25. September 2015). Ab 15 Uhr stellt sich die Region anlässlich der European Researchers‘ Night dem Urteil aller Interessierten auf dem Schlossplatz und in den angrenzenden Schloss-Arkaden. Das hiesige Haus der Wissenschaft hat ein buntes Programm zusammengestellt und lädt zum Anschauen, diskutieren und experimentieren ein.

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Besonders freue ich mich auf die JungforscherInnen, die ihre Jugend-Forscht-Projekte vorstellen — und auf die Hands-On-Aktion „Programmiere dein Modellauto!“. Ich bin gespannt und werde mit einer Kamera bewaffnet dabei sein! Treffen wir uns dann in Braunschweig? Ein Kamerakind als Unterstützung wäre zeitweise sicher gut ;-)

Verflechtungsideen

Ich habe mich dazu überreden lassen, für die Veranstaltung Verflechtungen II: Medien, Bildung und Wissen in der Hochschule einen Vorschlag für einen Workshop einzureichen. Ich habe etwas gezögert, weil das Thema für mich schon irgendwie ein alter Hut ist, aber warum nicht!? Es folgt mein Vorschlag bisher, den ihr natürlich gerne kommentieren dürft.

Mein Vorschlag bisher

Ein Studium in Deutschland hat zum Ziel, Studierende zu wissenschaftlicher Arbeit zu befähigen. So will es §7 des Hochschulrahmengesetzes. Eng verbunden ist damit das Anfertigen von Texten, die Gütekriterien wie Nachvollziehbarkeit oder schlüssiger Argumentation genügen. Die Fertigkeit, Texte mit entsprechenden Merkmalen anzufertigen und so Wissen festzuhalten, kann auch in einem beruflichen Tätigkeitsfeldes jenseits der Forschung wertvoll sein. Denken Sie nur an das Entwickeln von Geschäftsmodellen, um Geld von InvestorInnen einzuwerben, oder an das Untersuchen und Dokumentieren eines Flugzeugabsturzes, um weiteren vorzubeugen. In der Praxis sind solche Texte oft keine Einzelleistung. Fächerübergreifend sind Forschungsergebnisse zunehmend das Ergebnis von Teamarbeit (vgl. Tacke 2010, S. 37-38). Nicht anders verhält es sich mit Ausarbeitungen in Unternehmen.

Wenn also Wissen bzw. Inhalte in Textform zunehmend kollaborativ entstehen, liegt es nahe, dies bewusst im Studium zu üben und dafür passende Werkzeuge einzusetzen. Zu diesen zählen etwa Wikis, und tatsächlich werden sie schon seit geraumer Zeit in der Hochschullehre verwendet (vgl. Bremer 2012, S. 81-82). Eher selten ist es jedoch, dass die studentischen Resultate dabei frei zugänglich gemacht werden. Noch seltener ist es, den gesamten Entstehungsprozess der Texte nach außen hin sichtbar zu machen oder gar Externen zu gestatten, daran mitzuwirken. Gegen ein solches geöffnetes Vorgehen wird zum Beispiel gerne der geschützte Lernraum ins Feld geführt: „Will ich als Studierender meine Lehrveranstaltung Externen dokumentieren? Will ich mit meinem Namen über Jahre hinweg für bestimmte, womöglich naive Thesen zu Zeiten des Studienbeginns stehen? Will ich mich und meine Lerninhalte überhaupt preisgeben und mich potenzieller Kritik aussetzen?“ (Hofhues 2010, S. 405-406) Dass diese Fragen keinesfalls klar mit „nein“ zu beantworten sind und Studierenden durchaus selbst darüber entscheiden können, zeigen öffentliche Seminare, die ich bereits vor einiger Zeit ausgearbeitet, angeboten und ausgewertet habe (vgl. Tacke 2013). Zu deren wesentlichen Besonderheiten zählten:

  • Die Seminararbeiten konnten ausschließlich in Gruppen bearbeitet werden,
  • die Texte wurden schrittweise in einem durchgängig frei zugänglichen Wiki verfasst und
  • es war wegen des Strebens nach Transdisziplinarität ausdrücklich erlaubt, dass sich Externe (z. B. PraktikerInnen) am Erstellen der Arbeiten beteiligen.

In die Planung und Durchführung flossen bereits verschiedene Aspekte ein, die im Beitragsaufruf zu Verflechtungen II angesprochen wurden. Die rigorose Öffnung der Seminare etwa sorgte für gehörige Irritation. Es ist in der Hochschullehre eher ungewöhnlich, den Lernprozess von außen beobachtbar zu machen. Den Studierenden, die an den Seminaren teilnahmen, bereitete dies jedoch keine sonderlichen Bauchschmerzen. Es dürfte darüber hinaus in der Hochschullehre die Ausnahme sein, dass sich externe Gruppen am Verfassen von Seminararbeiten beteiligen dürfen. Auch die im Beitragsaufruf gestellte Frage nach der Prüfung von Einzelnen bei kollaborativ erstellten Inhalten wurde konsequent gehandhabt. Es wurden ausschließlich Gruppennoten vergeben — auch wenn dieses pragmatische Vorgehen nicht durch alle Prüfungsordnungen gedeckt gewesen sein mag.

Für Verflechtungen II kann ich mir vorstellen, im Flipped-Conference-Format relevante Fragen zu diskutieren. Ausgehend von einer Vorbereitung durch die TeilnehmerInnen, etwa mittels http://www.olivertacke.de/2013/08/09/offentliche-seminare-in-wikis-fall-geschlossen/, würde ich ihre Fragen sammeln, etwa in einem Etherpad oder Wiki, um ausgehend davon einen Workshop von maximal zwei Stunden Dauer vorzubereiten.

  • Bremer, Claudia (2012): Wikis in der Hochschullehre, in: Beißwenger, Michael; Anskeit, Nadine; Storrer, Angelika (Hrsg.): Wikis in Schule und Hochschule, Boizenburg: Werner Hülsbusch, S. 81-120.
  • Hofhues, Sandra (2010): Die Rolle von Öffentlichkeit im Lehr-Lernprozess, in: Mandel, Schewa; Rutishauser, Manuel; Seiler Schiedt, Eva (Hrsg.): Digitale Medien für Lehre und Forschung, Münster: Waxmann, S. 405–414.
  • Tacke, Oliver (2010): Open Science 2.0: How Research and Education can benefit from Open Innovation and Web 2.0, in: Bastiaens, Theo J.; Baumöl, Ulrike; Krämer, Berndt J. (Hrsg.): On Collective Intelligence, Berlin, Heidelberg: Springer, S. 37-48.
  • Tacke, Oliver (2013): Seminararbeiten in öffentlichen Wikis verfassen – Einschätzungen aus der Perspektive von Studierenden und der Lehrperson im Fach Betriebswirtschaftslehre, URL: http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00051378, zuletzt abgerufen am 23.06.2015.

Eure Anmerkungen

Falls euch an meinem Text etwas auffällt, was ich bis zum 30. Juni unbedingt noch ändern sollte: immer her damit! In den Kommentaren ist mehr als genug Platz!