Ein Beitrag in DIE ZEIT (46/2013, S. 77) hat meine Aufmerksamkeit geweckt. Unter der Überschrift „Kauf mein Buch!“ wird beklagt, dass ProfessorInnen Lehrbücher schrieben und diese dann in ihren Veranstaltungen anpriesen – um Geld zu verdienen. Es wird aber ebenfalls berichtet, dass sich dieses Vorgehen nur in Ausnahmefällen lohne. In einem der Kommentare wird dazu aus meiner Sicht passend bemerkt, gerade dann dränge sich Open Access auf.
Das wäre dieselbe Debatte, wie sie auch bei Open Access für Forschungspublikationen geführt wird. Die möchte ich gar nicht aufkochen. Spannend finde ich jedoch einen Nebenaspekt in dem Artikel:
An der […] Fakultät […] hätten sich dieses Semester 1.100 Studenten eingeschrieben. »Das sind zu viele für einen Hörsaal«, sagt Mosler. Die Studenten müssten auf dem Boden und den Stufen sitzen oder gleich vor der Tür bleiben. »Das Buch gibt ihnen die Möglichkeit, zu Hause zu lernen.« Ein Besuch der Vorlesung werde damit überflüssig.
Abgesehen davon, dass ich Riesenveranstaltungen sowieso nicht viel abgewinnen kann: Was sagt dieses Zitat mit Blick auf den letzten Satz eigentlich aus? Stellt sich der Professor mit seiner Aussage nicht selbst ein Armutszeugnis aus? Wenn es tatsächlich genügt, das Buch im Selbststudium durchzuarbeiten ohne Begleitung in irgendeiner Form, ist dann die Lehre (vermutlich der Vortrag) des Professors nicht ebenfalls überflüssig? Hat dann er wirklich nicht mehr zu bieten? Ich denke wieder einmal an die Thesen von Gunter Dueck zur Professionellen Intelligenz…
„Stellt sich der Professor mit seiner Aussage nicht selbst ein Armutszeugnis aus?“
–> ja.
Und mal ehrlich: die VG-Wort-Ausschüttung bei einem gut verteiltem Buch sollte auch ganz nett sein, die wird bei diesen „es lohnt sich nicht“-Debatten gern vergessen.
Ja. Die VG-Wort-Ausschüttungen gibt es auch noch. Und vielleicht mittelbare Einnahmen, etwa durch Vorträge, zu denen man über die Publikation eingeladen wird. Und sicher auch noch andere Wege. Reich wird dadurch aber kaum jemand. Es drängt sich dann lediglich dieselbe Diskussion auf, die es in der Open-Access-Debatte gibt: ProfesorInnen werden bereits durch Steuern bezahlt und es kann mindestens moralisch fraglich sein, ob sie durch Veröffentlichungen zusätzlich Geld verdienen dürfen sollten, ohne dass etwas an die Steuerzahlenden zurückgegeben wird, beispielsweise die Werke in frei verfügbare Form.
Mich irritierte mehr die Aussage des Profs, der Besuch seiner Veranstaltung sei eigentlich überflüssig.