Schlagwort-Archive: Seminar

Oops. I jus disclosd ur seekret.

„I began to sense faintly that secrecy is the keystone of all tyranny.“ (Robert Heinlein, „Revolt in 2100“)

In vier Wochen ist es endlich soweit: Die Gewinner des Lehrpreiswettbewerbs campusemerge werden bekanntgegeben. Ursprünglich sollte das bereits Ende Oktober passieren, im November konnte man dann den Begriff „zeitnah“ auf der Website lesen, im Dezember schließlich wurde der 23.03.2011 genannt. Warum? Vielleicht, weil die Preisverleihung dann von der niedersächsischen Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Johanna Wanka, besser für Pressearbeit ausgeschlachtet werden kann. Gäbe es einen anderen Grund, der mir nicht einfallen mag?

Weder finde ich es aber gut, dass alle Interessierten beinahe ein halbes Jahr länger als ursprünglich versprochen auf die Ergebnisse warten müssen, noch dass die engagierten Teilnehmer für politische Zwecke eingespannt werden, obwohl es ihnen um die Verbesserung der Lehre geht. Und da ich mich nicht als Erfüllungsgehilfe des Ministeriums sehe, ignoriere ich kurzerhand den auferlegten Sperrvermerk und gebe wenigstens die spärlichen Informationen bekannt, die ich bekommen habe:

Es gab 27 Teilnehmer, von denen vier als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgehen. Zusätzlich gibt es elf weitere Prämierte, die einen Geldpreis erhalten. Zu letzteren gehören auch das Institut für Wirtschaftsinformatik der TU Braunschweig mit Vorlesung mal anders und meine Wenigkeit mit „Öffentliche Seminare im Web 2.0: Gemeinsam einsam, oder wie?„.

kittee disclosed seekret

Give your brain a hand

Vergangene Woche bin ich auf Lego Serious Play gestoßen. Dabei handelt es sich um eine Methode, mit der in Seminaren phantasievolle Ideen für die Lösung von Problemen gefunden werden sollen.

Die Teilnehmer sollen zunächst ihre eigene Sicht eines bestimmten Sachverhalts mit Legosteinen modellieren, so dass das eigene Wissen quasi eine greifbare Form erhält. Im Anschluss tauscht man sich darüber aus und spielt, verändert die Modelle und kommt so vielleicht auf ganz neue Ideen (erinnert mich an Synektik). Überraschend fand ich, dass die Methode in der (knallharten?) Geschäftswelt entwickelt wurde und dort beispielsweise im Bereich der strategischen Planung oder der Organisationsentwicklung genutzt wird.

Lego Figur: Piratenkapitän

Give your brain a hook! Arrrrr!

Was steckt dahinter? Lego Serious Play ist aus lernpsychologischer Perspektive im Konstruktivismus verortet: Es wird davon ausgegangen, dass jeder Mensch sein Wissen auf Grundlage seiner individuellen und subjektiven Erfahrungen selbst konstruiert. Das „Vermitteln“ von Wissen, gewissermaßen das Übertragen von einem Kopf in den anderen, ist also gar nicht ohne Weiteres möglich. Lego Serious Play bedient sich einer Weiterentwicklung dieses Gedankens, die Konstruktionismus genannt wird und auf Seymour Papert zurückgeht. Die Theorie besagt, dass die besagte Konstruktion von Wissen nicht nur eine kognitive Komponente besitzt, sondern auch eine sensorisch-motorische und eine emotionale: Denkprozesse laufen in Verbindung mit körperlicher Bewegung und Gefühlen anders ab und können so zu einem tieferen Verständnis führen. Man kennt das bereits von Johann Heinrich Pestalozzis Forderung nach ganzheitlichem Lernen mit „Herz, Hand und Verstand“. Bei Lego Serious Play soll sich daher die Konstruktion von Wissen in der Konstruktion von Legomodellen widerspiegeln. Man kann die eigenen Gedanken anfassen. Man gibt dem Gehirn quasi eine Hand. Die Gefühlsseite kommt durch das Spielen hinzu, und mir macht das Bauen mit Legosteinen auf jeden Fall viel Spaß.

Kurzum: Ich arbeite an einem BWL-Institut und bin dort in die Lehre eingespannt. Lego Serious Play kommt aus der Unternehmenswelt und wird dort eingesetzt. Ich mag Lego sehr und die Methode kommt meinem Lehr-Lern-Verständnis entgegen. Was liegt also näher, als die Methode auch einmal bei uns einzusetzen, zu erproben und darüber zu berichten? Die offiziellen Einstiegsunterlagen sind unter Creative-Commons-Lizenz verfügbar (noch ein Sympathiepunkt mehr), aber zusätzlich würde ich mich gerne mit jemandem austauschen, der bereits Erfahrung dazu gesammelt hat oder sich nun auch dazu angespornt fühlt. Wer mag?

„Die Gelehrtesten sind nicht immer die Leute, die die neuesten Ideen haben.“

Am vergangenen Montag habe ich im Rahmen unseres Planspielseminars einen Präsenztermin dem wissenschaftlichen Arbeiten gewidmet – nur als ganz kurzer Überblick, nicht zur Vertiefung. Zu Beginn einer Seminarsitzung versuche ich in der Regel, den persönlichen Bezug der Teilnehmer zum konkreten Thema des Tages etwas freizulegen, denn dadurch erfahre ich, an was ich anknüpfen kann und worauf ich vielleicht achten sollte. Diesmal habe ich folgende Methode ausprobiert, die ich am KHN kennengelernt habe:

Im Raum hatte ich Zettel mit Zitaten verteilt, die offensichtlich oder auch versteckt etwas mit Wissenschaft zu tun haben. Die Studierenden sollten sich alle Zitate ansehen und sich dann das aussuchen, das sie am ehesten mit Wissenschaft in Verbindung bringen. Als schöner Nebenaspekt hat man so auch etwas „Greifbares“. Im Anschluss sollten jeder sein Zitat laut vorlesen und kurz schildern, warum er es ausgewählt hat, warum er es besonders mit Wissenschaft in Verbindung bringt, was es bei ihm ausgelöst hat. Als kleines Schmankerl war der Urheber der Aussprüche nicht bekannt und durfte erraten werden.

Ergebnis: Ich finde, das hat sehr gut geklappt. Man erfährt etwas über die Studierenden, kann schon die vielen Facetten eines Themas andeuten und kommt sehr einfach ins Gespräch. Finde ich toll.

Und, ohne zu googlen, von wem stammt wohl das Zitat im Titel dieses Beitrags?

Foto eines Zettels mit der Aufschrift: "Die Gelehrtesten sind nicht immer die Leute, die die neuesten Ideen haben."

Die Gelehrtesten sind nicht immer die Leute, die die neuesten Ideen haben.