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„Es kommt in der Wissenschaft nicht darauf an, dass man sie so vermittelt, dass sie mit dem Kopf verstanden wird, sondern so, dass sie mit dem Herzen verstanden wird“

Unter meinen abonnierten Podcasts findet sich der Forschergeist von Tim Pritlove, und die aktuelle Ausgabe Nr. 34 hat mit wieder einmal sehr gefallen. Sie dreht sich um Werner Heisenberg.

Zum Ende hin geht Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer auf Wissenschaftsvermittlung ein. Er diskutiert einen Aspekt, der in der Welt der Hochschuldidaktik zwar immer wieder thematisiert wird, aber nicht so recht in die Lehre durchdringt:

„Die Vermittlung der Wissenschaft wird immer noch so betrieben, dass einem jemand erklärt, wie etwas funktioniert – sozusagen – nur mit einfachen Worten. […] Es kommt in der Wissenschaft nicht darauf an, dass man sie so vermittelt, dass sie mit dem Kopf verstanden wird, sondern so, dass sie mit dem Herzen verstanden wird – und das macht man nicht.“

Den Kontext der Aussage habe ich euch aus dem Podcast herausgelöst – aber ihr solltet ihn euch unbedingt komplett anhören, wenn ihr an Wissenschaftsgeschichte oder Physik interessiert seid.

Der Podcast „Forschergeist“ (Ausagbe 34 hier als Auszug) von Stifterverband/Metaebene ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz (CC BY-SA 4.0).

Als Weg dorthin schlägt Herr Fischer vor, über die Personen hinter der Wissenschaft und deren Leben zu gehen. Sehe ich auch so! Vielleicht finde ich das aber auch bloß so sympathisch, weil ich mit „Köpfe der Wissenschaft selbst gemacht“ vor einer ganzen Weile selbst in diese Richtung gedacht habe und außerdem noch davon überzeugt bin, dass „Offene Wissenschaft“ auch heißen sollte, jenseits der Ergebnisse von Wissenschaft den Prozess und die Personen dahinter sichtbarer zu machen :-)

[Update] Das soll nicht heißen das Kognitive zu ersetzen!

Was geht euch zu der Frage durch den Kopf, ob die Vermittlung von Wissenschaft, speziell in der Hochschullehre, zu stark kognitiv dominiert sei?

Denken Sie selbst! Sonst tun es andere für Sie!

Im Juni habe ich auf unserer Institutsseite das Buch „Denken Sie selbst! Sonst tun es andere für Sie“ von Vince Ebert empfohlen. Gestern trat der lustigste Physiker Deutschlands live in Göttingen auf, und ich war dabei – stärker als ich gedacht hätte… Ich saß nämlich in der ersten Reihe und wurde kurzerhand von Herrn Ebert zur Intelligenzkontrollgruppe erklärt. Einzige Aufgabe für mich: die ganze Show über nicht mitdenken. Für meine Mühe wurde ich auch gleich entschädigt und erhielt direkt von der Bühne Bier und Erdnüsse herabgereicht. Beste Voraussetzungen also, um dem Denkapparat einfach mal eine Pause zu gönnen.

Geschenk von Vince Ebert

Geschenk von Vince Ebert

Schonungslos und herrlich überzogen machte Herr Ebert auf den Unsinn des Alltags aufmerksam, dem wir ununterbrochen ausgesetzt sind. Egal ob Wirtschaft oder Beziehungen, Politik oder der Nachbar von Nebenan – alle kamen dran. Ganz der Physiker streute er auch schöne Versuche ein und versinnbildlichte zum Beispiel mit vier Metronomen und einer Schaukel, wie man unabhängig denkende Menschen langsam aber sicher „auf Linie trimmen“ kann, ohne dass sie es merken. Und natürlich wurde ich zwischendurch immer wieder zu Kontrollzwecken befragt. Ob ich wohl ein würdiger Nichtdenker war?

Das Programm ist witzig, man wird zum Perspektivenwechsel angeregt, und Herr Ebert ist ein Gastgeber zum Anfassen. Dass er nach dem Studium auch eine Zeit lang als Berater im „Data Marketing“ gearbeitet hat wie ich, macht ihn mir natürlich zusätzlich sympathisch :-) Vielleicht sollte ich noch auf Mathematik-/Informatik-Kabarettist umsatteln?

Mein Fazit des Abends: Denken lohnt sich – und ein Besuch bei Vince Ebert auch!