Start me up!

Wissenschaftliche Projekte kosten Geld. Mal mehr, mal weniger. Während beispielsweise ein theoretischer Mathematiker oft nur seinen Kopf und freien Zugang zu Kaffee benötigt, können in anderen Bereichen Millionenbeträge fällig werden. Das Kernforschungszentrum CERN etwa verfügte 2010 über rund 850 Mio. Euro – und vermutlich reichte selbst diese Summe kaum.

Neben dem regulären Etat, den eine wissenschaftliche Einrichtung zugewiesen bekommt, können Drittmittel eingeworben werden. Als Geldgeber können etwa Unternehmen in Frage kommen, aber auch Stiftungen oder öffentliche Träger wie beispielsweise das Bundesministerium für Bildung und Forschung. In der Regel müssen dafür umfangreiche Anträge geschrieben werden, in denen die angedachten Projekte haarklein skizziert werden. Hat dieses Unterfangen Erfolg, wird Geld bereitgestellt.

Das klingt erst einmal erfreulich, kann aber auch ganz und gar unerfreuliche Pferdefüße nach sich ziehen. Es ist bei öffentlich geförderten Projekten nämlich so, dass größere Summen nicht einfach das Konto wechseln, sondern nach und nach angefordert werden müssen. Dafür müssen dann wieder Pläne erstellt werden, Geld wird hin- und hergebucht – und im schlimmsten Fall sogar mit Zinsen zurückgezahlt, wenn man sich einmal verkalkuliert hat. Oben drauf kommen mitunter bürokratische Vorgaben, wie gearbeitet werden muss. Dazu vielleicht sogar noch Vorschriften, wo mit welchen Millimeterabständen Logos auf geförderte Schriften zu platzieren sind…

Spendenhut

Geldspenden gesucht

Spannend finde ich es daher, dass vor wenigen Wochen in Deutschland die Plattform Science Starter ihre Pforten geöffnet hat. Sie funktioniert nach dem Prinzip des Crowdfunding. Wissenschaftler können dort für eine gewisse Zeit ihre Projekte vorstellen und die Geldsumme nennen, die sie benötigen. Jeder Interessierte kann Beträge zur Verfügung stellen, kleine wie große, und erhält je nach Höhe sogar ein wie auch immer geartetes Dankeschön. Und sollte die benötigte Geldsumme nach Ablauf einer bestimmten Frist nicht erreicht werden, wird das eingesetzte Kapital übrigens zurücküberwiesen.

In der Privatwirtschaft funktioniert dieses Prinzip teilweise ganz ausgezeichnet. Gerade dann, wenn man eine gewisse Popularität bereits mitbringt, können sehr große Beträge eingeworben werden. Tim Schafer, in Computerspielekreisen bekannt für legendäre Titel wie The Secret of Monkey Island oder Day of the Tentacle, sammelte schlappe drei Millionen Dollar für ein Spieleprojekt ein – obwohl er „nur“ 400.000 Dollar als Wunsch angegeben hatte.

Ob es vergleichbare Erfolge auch in der Wissenschaftswelt geben wird, darauf bin ich sehr gespannt. Untersucht wird dieses Phänomen beispielsweise vom Institut für Kommunikation in sozialen Medien. Dort erhält man auch gleich praktische Tipps für eigene Projekte:

Ein Crowdfunding-Projekt sollte authentisch sein: es muss erkennbar sein, wer hinter dem Projekt steht. Man sollte erstmal mit einem kleinen Budget anfangen, um sich eine Community aufzubauen.

Speziell den letzten Punkt finde ich wichtig! Im Gegensatz zu Drittmitteln von öffentlichen Einrichtungen erhält man keine strikten Vorgaben, die es einzuhalten gilt, aber natürlich sollte man seine Geldgeber nicht als Melkkühe betrachten! Wer einfach nur die Hand aufhält, dem dürfte wenig gelingen. Wissenschaftler müssen raus aus dem Elfenbeinturm und sich und ihre Forschung öffnen! Es geht, wie so oft im Social Web, um den Aufbau und die Pflege von echten Beziehungen.

Werfen wir abschließend noch einen kurzen Blick auf die Projekte bei Science Starter. Tatsächlich stammen drei der bisher acht Vorhaben aus Braunschweig, und das nehme ich einfach als Auswahlkriterium.

Mit One World One Lab möchte Christian Stern vor Ort dokumentieren, wie unterschiedlich die Arbeit von Wissenschaftlern weltweit aussehen kann. Die dabei entstehenden Videos werden frei zugänglich bei YouTube zu finden sein. Bei UUmed geht es darum, einen drahtlosen medizinischen Sensorknoten zu entwickeln (Open Source!). Dadurch soll es einfacher und kostengünstiger werden, die Entwicklung und den Einsatz von medizinischen Geräten zu erforschen, die den Alltag speziell von älteren Menschen verbessern können. Und schließlich gibt es home – Social Media für alle. Es soll daran gearbeitet werden, auch behinderten Menschen einen sicheren Zugang zu Social Media zu ermöglichen, der aktuell recht problematisch sein kann.

Schaut doch einfach mal bei Science Starter vorbei!

Mein kleiner OER-Beitrag

Vor einer Weile benötigte ich für Unterlagen einige Illustrationen und habe mich selbst daran versucht. Angeregt wurde ich (und nicht nur ich) dazu von den tollen Zeichnungen von Ralf Appelt (aka Sketchnotes). Herausgekommen sind einige Bildchen, die ich auch im Netz veröffentlicht habe und die vielen auch gefallen haben. Sie stehen unter Creative-Commons-Lizenz und dürfen gerne kostenlos von Jedermann für eigene Vorhaben verändert und benutzt werden!

Da ich im Bildungsbereich unterwegs bin, passen meine Zeichnungen naturgemäß eher zu Materialien, die im Lehrkontext angesiedelt sind. Sie sind daher als mein kleiner Beitrag zu Open Educational Resources (OER) zu sehen. Das heißt, wer Unterrichtsmaterial erstellt, (möglichst offene) Lehrbücher produziert oder auch bloß einen Blogbeitrag schmücken möchte, darf sich gerne bedienen! Ob ihr meinen Namen dabei als Quelle nennt, ist mir eigentlich ziemlich wurscht; die CC-BY-Kennzeichnung hilft lediglich denjenigen, die zufällig auf die Bilder stoßen und sich nicht sicher sind, wie die Rechtslage aussieht.

Da ich nur gelegentlich neue Zeichnungen bastele, wenn ich selbst welche benötige, ist der Vorrat noch sehr überschaubar. Daher mein Aufruf: Solltet ihr Bedarf nach weiteren Motiven für OER-Zwecke haben, meldet euch bitte einfach bei mir. Wenn ich Luft habe, versuche ich gerne, etwas für euch zu basteln. Sie lagern dann online für alle (mit höherer Auflösung als die Beispiele hier).

Ein Telegramm zu 30 Jahren LdL

Gestern fand in Pappenheim eine Feier zu 30 Jahren LdL statt, zu der kurze Glückwunsch-Telegramme versendet werden konnten. Meines möchte ich gerne auch öffentlich machen:

LdL war für mich als Quereinsteiger in der Bildungswelt anfangs bloß ein interessantes Konzept, auf das ich nach ersten Versuchen in der Praxis jedoch nicht mehr verzichten mochte. Inzwischen beschäftige ich mich gar in meiner Doktorarbeit damit – die irgendwann hoffentlich auch noch fertig wird. Heute sind LdL und das Aktive Plenum fast schon feste Bestandteile von Methoden-Workshops, die meine KollegInnen und ich in der hochschuldidaktischen Weiterbildung anbieten. Danke, Jean-Pol!