Profs – die Aushängeschilder der Lehre

Es ist zwar schon ein paar Tage her, dass in der ZEIT der Artikel „Betreuer, dringend gefragt“ erschien, aber er fiel mir gerade wieder in die Hände. Er beschäftigt sich mit der Betreuungsrelation zwischen Studis und Profs und dampft sie für die Unis in Deutschland auf eine Zahl zusammen. Dazu wollte ich noch etwas loswerden.

Mit Statistik lässt sich ja bekanntlich beliebig viel Unsinn treiben. Die Betreuungsrelation zwischen Studis und Profs für eine ganze Uni in Form des Mittelwerts auszudrücken, halte ich denn auch für gewagt. Was sagt sie aus? Quantitativ kaum etwas, da zum Beispiel Architekturseminare mit BWL-Einführungsvorlesungen in einen Topf geworfen werden. Während in Braunschweig erstgenannte schon einmal mit fünf Studis stattfinden, begeben sich für die BWL Hunderte in die Massenabfertigung im Audimax. Und qualitativ? Was verrät die Relation über die Güte der Lehre oder die Intensität der Beziehung zwischen Lernenden und Lehrenden? Nichts. Ein guter Prof kann näher an 100 Studis dran sein als ein schlechter an 10. Trotzdem stellt die Zeit mit den Mittelwerten ein Ranking zwischen deutschen Universitäten auf. *kopfschüttel*

Viel schlimmer finde ich aber, dass in dem Artikel ausdrücklich nur von Profs gesprochen wird. Ähm, liebe ZEIT, auch wichtig für den Sinn der Statistik: Habt ihr eventuell das nicht ganz unerhebliche Heer der wissenschaftlichen MitarbeiterInnen vergessen? Die übernehmen nämlich vielfach die Betreuung! Und damit meine ich nicht das zeitlich vergleichsweise sparsame Geschehen im Hörsaal oder Seminarraum, sondern etwa das Begleiten von Abschluss- oder Seminararbeiten. Wie sollte ein Professor oder eine Professorin allein das auch ordentlich schaffen? Das kostet nämlich richtig Zeit.

Mal aus dem Nähkästchen geplaudert… In meiner Zeit am Lehrstuhl haben wir zusammen mit den Studis für Textarbeiten die Aufgabenstellung entwickelt, standen ihnen mir Rat und Tat zur Seite, haben die Arbeiten schließlich durchgesehen, die Gutachten geschrieben, Feedbackgespräche geführt und auch die Note vergeben. Der Prof. hat dann vielleicht das Gutachten gelesen, hier und da etwas umformuliert, und dann seine Unterschrift druntergesetzt. Fertig. Dass das Zweit-„Gutachten“ eines anderen Profs daraus bestand, die Note per Brief zu bestätigen, will ich nur ergänzend erwähnen.

Kurzum: Die Lehre an deutschen Universitäten würde ohne die wissenschaftlichen MitarbeiterInnen zusammenbrechen. Dass sie in diesem Beitrag nicht einmal mit einer Silbe erwähnt wurden, finde ich wirklich traurig.

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