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Let’s Plan, Episode 1: „Was wäre, wenn es kein Zertifikat gäbe?“

Das Intro zu diesem Beitrag bildet „Machen sie mal was mit E-Learning“.

In den Qualifizierungsprogrammen von teach4TU erhalten unsere TeilnehmerInnen nach Abschluss ein „Zertifikat“. Zu deren Funktionen sagt Ekkehard Nuissl unter anderem:

Zertifikate bestätigen zunächst eine Lernleistung, einen Lernerfolg, sie reduzieren von daher die Ungewissheit darüber, wo man selbst steht.

(Nuissl, Ekkehard (2003): Leistungsnachweise in der Weiterbildung, in: REPORT – Zeitschrift für Weiterbildungsforschung, 26. Jg., Nr. 4, S. 9-24, zitiert von S. 12)

Abgesehen davon, dass sich diese Ungewissheit auch durch informierendes Feedback nehmen ließe, und das sogar gezielter, konkreter und häufiger: Wir bestätigen bei teach4TU keine Lernleistung und keinen Lernerfolg im eigentlichen Sinne. Auch wenn es hier hochtrabend Zertifikat genannt wird (klingt wichtiger), vergeben wir eigentlich bloß eine Teilnahmebescheinigung, einen Nachweis über die physische Anwesenheit an bestimmten Terminen. Was jemand tatsächlich gelernt hat, wissen wir nicht. Ob man das feststellen und „wissen“ kann, sei auch einmal dahingestellt.

Aus diesem Grund schwebt mir im Sinn, tatsächlich nur eine wie auch immer zu nennende Bestätigung der Teilnahme auszugeben — durchaus auch, um Wertschätzung auszudrücken. Vor Beteiligung am Programm (oder was auch immer mal herauskommt) gäbe es den Hinweis, dass jede/r selbst festhalten muss, was sie/er gelernt hat. Das kann beispielsweise in einem Portfolio erfolgen, wo Gedanken und Reflexionen zur Lehre gesammelt oder Erfahrungen in Veranstaltungen dokumentiert werden. Auf der Bescheinigung könnte natürlich darauf verwiesen werden, oder die TeilnehmerInnen erhalten gar die Gelegenheit, selbst in Kürze anzugeben, was sie selbst „mitgenommen“ haben — eine Idee von meinem Kollegen Thomas Czerwionka.

Nachteilig an einem solchen Vorgehen könnte sein, dass eine Motivationskomponente verloren geht, die über das Interesse am Inhalt hinaus geht. Es ist daher denkbar, dass die Nachfrage nach dem Angebot gering bleibt. Für mich ist es allerdings nicht wichtig, möglichst viele TeilnehmerInnen zu haben. Andersherum blieben vielleicht gerade diejenigen fern, die vorrangig wegen einer Urkunde vorbeikämen, um sie in Bewerbungsverfahren zu benutzen. Ihr wisst schon, „schneller, leichter, verführerischer“, dunkle Seite und so. Ich bin hingegen der Ansicht, ein selbst gestaltetes Portfolio gekoppelt mit einer gewissen institutionellen Anbindung zeigt potenziellen ArbeitgeberInnen sogar besser, was man drauf hat und was nicht.

Welche Gedanken gehen euch zu der Idee durch den Kopf, kein „Zertifikat“ zu vergeben, sondern wie oben beschrieben vorzugehen?

Jetzt bin ich zertifizierter Laie

Neben meinem Job an der Uni habe ich in den vergangenen zwei Jahren diverse Kurse zur Weiterbildung in der Hochschullehre (WindH) besucht. Seit heute halte ich nun das zugehörige Zertifikat in Händen. Aber was sagt das wirklich aus?

Ich habe 200 Stunden zu verschiedenen Themen absolviert; einige verpflichtend, andere frei wählbar. Darunter waren Veranstaltungen wie Lehre planen oder E-Learning, aber auch Coaching und Hospitationen durch Kursleiter und Kollegen.

Wenn wir nun einfach das Bologna-System zum Vergleich nehmen, sind das nicht einmal sieben Leistungspunkte. Wir können vielleicht die Zeit dazurechnen, in der ich das Gelernte zum Beispiel hier im Blog reflektiert habe. Oder die Tage, an denen versucht habe, die Theorie in die Praxis umzusetzen. Wie viele Stunden mögen das dann gewesen sein? Nehmen wir einfach (wohl eher großzügig) an, ich hätte insgesamt 900 investiert, das entspräche 30 Leistungspunkten oder gerade einmal einem Studiensemester.

„Führerschein niemals ersetzen Augen, Ohren, Verstand.“ (Mr. Miyagi)

Das Zertifikat bezeugt eine Wertschätzung meines Einsatzes, klar. Das weiß ich zu schätzen. Ich glaube, ich habe auch ganz schön was gelernt. Das Papier drückt jedoch allenfalls aus, dass ich verstärktes Interesse am Feld der Hochschuldidaktik habe, aber das war es doch auch schon. Vielleicht habe ich jetzt Grundkenntnisse, für mehr allerdings noch einen ganz schön weiten Weg vor mir. Und da ich recht wahrscheinlich im kommenden Jahr dem Universitätszirkus den Rücken zuwenden werde, wird’s wohl kaum noch vorangehen. Wenigstens lag ich dem Steuerzahler nicht auf der Tasche, denn das lief auf eigene Rechnung und an Urlaubstagen, die ich dafür genommen habe – „aus Gründen“.