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Mit Marmelade-Hacking zum LdL-Buch

Wie ich auch hier im Blog berichtet habe, ist kürzlich das Buch Lernen durch Lehren im Fokus erschienen. Das Buch ist nicht nur schön anzusehen und gut zu lesen, sondern gar multifunktional. Was damit schon jetzt alles machbar ist, zeigt Jean-Pol Martin eindrucksvoll in seinem Video vom Marmeladefest.

Wie das manchmal so ist, wissen die Hersteller selbst gar nicht, was alles aus ihrem Produkt herausgeholt werden kann – die Grenzen loten dann oft Hacker aus. Und genau das sollt ihr tun! Wer etwa beim Gewinnspiel der Blogpaten kein LdL-Buch ergattern konnte, erhält nun hier eine weitere Gelegenheit. Was müsst ihr tun?

Dreht einfach ein Video, in dem ihr kurz beschreibt, was euch an dem Buch interessiert und wozu es vermutlich auf welche Weise von euch genutzt werden kann. Wir freuen uns natürlich, wenn ihr das vielleicht kurz mit einem anderen Buch demonstriert – obwohl das damit ja vermutlich nicht richtig klappen wird :-) Danach müsst ihr hier im Kommentarbereich lediglich bis zum 17. April 2011 einen Link zum Video hinterlassen und schon seid ihr dabei: Die besten drei Beiträge werden mit je einem Exemplar von Lernen durch Lehren im Fokus prämiert. Jean-Pol wird sich sicher dazu bereiterklären, die Siegerinnen und/oder Sieger zu küren, oder?

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen; die Gewinner werden ab 18. April 2011 hier im Blog bekanntgegeben – so ein Zusatz muss wohl sein?

Es gibt immer noch Grau zwischen Schwarz und Weiß – ja, warum eigentlich?

Vielleicht stehe ich unter dem Einfluss der Medikamente, die ich in den letzten Tagen wegen einer Erkrankung konsumieren durfte, vielleicht bin ich auch einfach nur ein notorischer Querulant oder es liegt am Wetter – es muss sich jedenfalls etwas ändern.

Seit dem von WikiLeaks ausgelösten US-Depeschenkrach mache ich mir wieder verstärkt Gedanken um meine gedankliche Konstruktion der Welt. Für mich ergab der Ausspruch „information wants to be free“ – öffentliche Daten sollten frei zugänglich sein – nämlich unmittelbar und unbedingt Sinn, ohne dass ich wusste warum. Das fand ich schon seltsam. Um der Sache auf den Grund zu gehen, habe ich das Buch „Hackers“ gelesen, das irgendwo als so etwas wie die gedankliche Quelle hinter WikiLeaks bezeichnet wurde. Darin werden die Anfänge der Computerzeit am MIT in Cambridge beschrieben. Doch es dreht sich weniger um die Technik als vielmehr um die Menschen, die von der Computerei fasziniert waren und sich nicht dafür interessierten, ob die Außenwelt sie für Spinner hielt. Sie erkundeten die Systeme, sammelten neues Wissen, gaben es bereitwillig weiter, damit es jemand anderes benutzen oder verbessern konnte. Das taten sie um der Sache willen, nicht um berühmt zu werden. Unbewusst lebten sie das, was man heute als Hacker-Ethik bezeichnet:

  • Access to computers — and anything which might teach you something about the way the world works — should be unlimited and total. Always yield to the Hands-On Imperative!
  • All information should be free.
  • Mistrust Authority — Promote Decentralization.
  • Hackers should be judged by their hacking, not bogus criteria such as degrees, age, race, sex, or position.
  • You can create art and beauty on a computer.
  • Computers can change your life for the better.

In diesen Richtlinien (die übrigens nicht in Stein gemeißelt sind und diskutabel bleiben, so gibt es beispielsweise die Ergänzungen „Mülle nicht in den Daten anderer Leute.“ und „Öffentliche Daten nützen, private Daten schützen.“) und dem Drumherum im Buch habe ich sehr viel von mir selbst entdeckt. Und das erklärt auch, warum mir einige Sitten und Bräuche des Wissenschaftsbetriebes ziemlich sauer aufstoßen: kein freier Zugang zu öffentlich finanzierten Forschungsergebnissen (Open Access), das Bewerten von Menschen nach deren akademischem Grad oder das Streben nach persönlichem Ruhm statt nach der „Wahrheit“. Das kann doch so nicht weitergehen!

Höre ich Ja-Abers? Aber es gäbe doch finanzielle Zwänge. Aber das System könne man doch so nicht ändern. Aber dies und jenes müsse man doch berücksichtigen. Man müsse halt einen Mittelweg finden, einen Kompromiss eingeh… Halt. Stopp. Nein. Das kann ich nicht mehr hören. Das kann doch nicht immer und überall die Lösung sein. Warum soll denn nie schwarz oder weiß als Antwort genügen? Sind wirklich immer diffuse Grautöne die bessere Wahl, obwohl sie niemanden wirklich glücklich machen? Die Frage ist für mich offen und keinesfalls klar.

Unglücklich ist offenbar auch Christian Spannagel mit seiner Situation im Wissenschaftsbetrieb, er sucht nach einem Ausweg und auf die (Zwischen-)Ergebnisse bin ich sehr gespannt. Sein erster Schritt ist ein gesundes Sich-selbst-an-die-eigene-Nase-fassen: Christian hat seine öffentliche Publikationsliste gelöscht, weil es ihn stört, dass so etwas nur der Reputation dient. Und da ich sein Vorgehen ganz richtig finde, habe ich dasselbe getan. Passt gut zu meiner E-Mail-Fußzeile, aus der ich schon vor einer Weile den akademischen Grad aussortiert habe. Irgendwann muss sich ja mal etwas ändern.

Kittee hacking