Archiv der Kategorie: Offene Wissenschaft

In „Offene Wissenschaft“ veröffentliche ich meine Gedanken zu Forschung und Lehre

Lasst euer Open-Science-Projekt in Schleswig-Holstein prämieren

Falls ihr nicht aus dem hohen Norden Deutschlands kommst, ist dieser Beitrag für euch vermutlich irrelevant. Für alle anderen: Das Land Schleswig-Holstein hat einen Preis zum Thema Open Science ins Leben gerufen.

Es soll jährlich der Open-Science-Award für ein passendes Projekt vergeben werden. Warum? Weil man sich zum Ziel gesetzt hat, „das weltweite Wissen in digitaler Form ohne finanzielle, technische oder rechtliche Barrieren zugänglich und nutzbar zu machen.“ Neben Ruhm und Ehre winken sogar 2.000 Euro.

Für das Land zählen dazu Projekte, die

  • „nachhaltig zur Erhöhung der Sichtbarkeit, Wahrnehmung und Nutzung von
    Leistungen schleswig-holsteinischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
    beitragen,
  • die Publikation von Erkenntnissen sowie ihre Rezeption beschleunigen respektive
    erleichtern und
  • den Wissenstransfer in die Gesellschaft, die interdisziplinäre Forschung und
    den internationalen Austausch befördern.“

Falls ihr an einer Institution in Schleswig-Holstein arbeitet, die etwas Passendes inpetto hat: Macht mit! Bis zum 31. Oktober könnt ihr eure Bewerbung einreichen.

Lasst euch bloß nicht davon irritieren, dass entgegen der eigen Zielsetzung die zugehörigen Bewerbungsunterlagen nur als nicht-barrierefreies PDF zur Verfügung stehen… *seufz*

 

„Es kommt in der Wissenschaft nicht darauf an, dass man sie so vermittelt, dass sie mit dem Kopf verstanden wird, sondern so, dass sie mit dem Herzen verstanden wird“

Unter meinen abonnierten Podcasts findet sich der Forschergeist von Tim Pritlove, und die aktuelle Ausgabe Nr. 34 hat mit wieder einmal sehr gefallen. Sie dreht sich um Werner Heisenberg.

Zum Ende hin geht Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer auf Wissenschaftsvermittlung ein. Er diskutiert einen Aspekt, der in der Welt der Hochschuldidaktik zwar immer wieder thematisiert wird, aber nicht so recht in die Lehre durchdringt:

„Die Vermittlung der Wissenschaft wird immer noch so betrieben, dass einem jemand erklärt, wie etwas funktioniert – sozusagen – nur mit einfachen Worten. […] Es kommt in der Wissenschaft nicht darauf an, dass man sie so vermittelt, dass sie mit dem Kopf verstanden wird, sondern so, dass sie mit dem Herzen verstanden wird – und das macht man nicht.“

Den Kontext der Aussage habe ich euch aus dem Podcast herausgelöst – aber ihr solltet ihn euch unbedingt komplett anhören, wenn ihr an Wissenschaftsgeschichte oder Physik interessiert seid.

Der Podcast „Forschergeist“ (Ausagbe 34 hier als Auszug) von Stifterverband/Metaebene ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz (CC BY-SA 4.0).

Als Weg dorthin schlägt Herr Fischer vor, über die Personen hinter der Wissenschaft und deren Leben zu gehen. Sehe ich auch so! Vielleicht finde ich das aber auch bloß so sympathisch, weil ich mit „Köpfe der Wissenschaft selbst gemacht“ vor einer ganzen Weile selbst in diese Richtung gedacht habe und außerdem noch davon überzeugt bin, dass „Offene Wissenschaft“ auch heißen sollte, jenseits der Ergebnisse von Wissenschaft den Prozess und die Personen dahinter sichtbarer zu machen :-)

[Update] Das soll nicht heißen das Kognitive zu ersetzen!

Was geht euch zu der Frage durch den Kopf, ob die Vermittlung von Wissenschaft, speziell in der Hochschullehre, zu stark kognitiv dominiert sei?

if ( xAPIcall ) { myChoice(); }

Wieder nur mal so eine Idee… Da ich gerade mal wieder mit IFTTT herumgespielt habe, ging mir etwas durch den Kopf. Dafür hole ich erst einmal etwas aus.

Blechdosenprogrammierung

Die Tin Can API (xAPI) ist eine technische Spezifikation, um Interaktionen zwischen LernerInnen und Lernumgebungen zu beschreiben und gegebenenfalls auch festzuhalten. Typischerweise passiert das in einem Lernmanagement-System.

Bei interaktiven Videos mit H5P wird etwa die Interaktion „Completed interactive video“ bestätigt, wenn der Nutzer/die Nutzerin das Ende des Videos erreicht. Oder „Answered fill in the blanks„, wenn ein Lückentext ausgefüllt wurde. Es lassen sich mittels der xAPI aber prinzipiell beliebige Interaktionen beschreiben, die von bestimmten Ereignissen ausgelöst werden: „worked on five consecutive days“ oder „uploaded paper“. Müssten die jeweiligen Systeme bloß unterstützen.

Wozu? Die Daten können in einem „Learning Record System“ (LRS) gesammelt, zusammengeführt und ausgewertet werden. Algorithmen oder Lehrende können dadurch Anhaltspunkte erhalten, wie sie die Lernenden womöglich unterstützen können – Business Intelligence für die Lehre. Das ist ein durchaus heikles Thema. Was aber, wenn man stattdessen die Lernenden selbst ermächtigen wollte?

Power to the People!

Das eingangs erwähnte IFTTT ist ein Online-Dienst, mit dem man zahlreiche andere Dienste und gar Geräte mit einfachen Rezepten der Form „Wenn dies, dann das“ verknüpfen kann. Mit „Wenn an Ort X, dann sende Nachricht Y an Z“ ließe sich beispielsweise automatisiert der WG-Partner fragen, ob man noch etwas aus dem Supermarkt mitbringen soll – weil man gerade da ist.

Was wäre, wenn man einem Lernmanagement-System eine Schnittstelle zu IFTTT spendierte, bei dem die xAPI-Interaktionen die Wenn-Regeln wären? Könnten Lernende sich dann nicht eigene Umgebungen schaffen, mit denen sie sich jenseits der vom Lernmanagement-System angebotenen Funktionen selbst unterstützen? Oder auch selbst kontrollieren)… „Wenn Kurs abgeschlossen, dann bestelle Videospiel bei BestBuy“, „Wenn fünf Tage lang nichts getan, dann twittere ‚Ich bin faul! Beschimpft mich!'“ oder wie wäre es mit „Wenn Lernaktivität nachts um Zwei, dann koche Kaffee“? Per Heimautomation wäre das machbar, und dann verschmelzen virtueller und physischer Lernraum auf neue Art und Weise: Was wäre das für ein Lernraum, der einem Kaffee macht :-)

Ich habe einfach mal ein paar denkbare Auslöser (IF) und mögliche Aktionen (DANN) gesammelt, die ihr ja probeweise mal nach Gutdünken kombinieren könnt. Was fällt euch noch ein?

WENNDANN
n Tage nichts für einen Kurs getanTwitter: Sende Nachricht „XYZ“
Badge erhaltenKaffeemaschine: Koche Kaffee
Kurs abgeschlossenHeizung: Regele Temperatur hoch/runter
Nachricht im Forum geposted/erhaltenTabellenkalkulation: Füge Zeile in Tabelle ein
Aktivität erfolgreich/erfolglos abgeschlossenWebcam: Poste aktuelles Foto auf Facebook
Video gestartet/abgebrochen/beendetBank: Überweise x Euro auf Konto Y
Hausaufgabe eingeschicktOnline-Shop: Bestelle x
wenig Motivation beim Lernen festgestelltFreund xy die Nachricht schicken: Kommt alle her, wir kochen heute gemeinsam!
Kinokarte bestellen
Lieblingslied abspielen
auf Twitter oder Facebook posten: Brauche Motivationsideen von Euch, jetzt!
Wanderschuhe fallen aus dem Schrank :)
Episode auf Netflix wird freigeschaltet

[Update: Ich habe einige Ideen von Kirsten und Matthias aus den Kommentaren ergänzt.]