Service Learning und Offene Wissenschaft auf der Straße

Zu meiner Zeit am Institut für Organisation und Führung der TU Braunschweig habe ich ein vier Jahre lang ein BWL-Planspiel-Seminar angeboten — das ist auch so ein Thema, zu dem ich läääängst schon etwas Dokumentarisches produziert haben wollte :-) Ohne das gesamte Konzept drumherum auszubreiten: Studierende konnten dort computergestützt virtuelle Unternehmen leiten. Als Aufhänger für ein Planspiel in der BWL habe ich stets angeführt, dass es nur schwer machbar wäre, Studierenden zum Lernen ein echtes Unternehmen an die Hand zu geben. Das ist sicher nicht falsch, aber gemacht wird es trotzdem!

In Ausgabe 32 des Podcasts Forschergeist hat Tim Pritlove als Gesprächspartner Michael Vogel gewonnen. Der ist Professor für BWL und Tourismusmanagement in Bremerhaven und berichtet davon, wie er Studierenden die Gründung und Leitung des Bremer Straßenmagazins Zeitschrift der Straße übertragen hat, um das an der Hochschule Gelernte direkt in der Praxis verorten und erproben zu können (und gleichzeitig auch noch etwas Gutes zu tun, Stichwort Service Learning). Er berichtet von den guten Erfahrungen, die er damit gemacht hat, aber auch von den Schwierigkeiten, auf die er damit stößt. Defintiv hörenswert, zumal auch das Folgeprojekt Uni der Straße in dieselbe Kerbe schlägt und ein schönes Beispiel darstellt, wie Hochschulen offene Wissenschaft betreiben können.

Der Podcast „Forschergeist“ von Stifterverband/Metaebene ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.

Nyancat auf Speed

Vor einer Weile habe ich hier die Software h5p vorgstellt, mit der ihr interaktive Inhalte für’s Web erstellen könnt. Wenn ihr nicht wisst, was ihr euch darunter vorstellen sollt, schaut doch in meinen Beitrag dazu.

Ich habe damals erwähnt, dass ich es cool finde, dass die Software frei verfügbar ist und auch verändert werden darf. Das habe ich gemacht und der Bibliothek „Interactive Video“ ein neues Feature spendiert: Ihr könnt nun bei laufenden Videos die Abspielgeschwindigkeit regeln (zumindest bei allem, was über YouTube oder über HTML5-Player abgespielt werden kann, bei Flash werde ich nix machen).

Auf Desktop-Browsern scheint alles prima zu klappen, auf Android-Geräten scheint das Ändern der Geschwindigkeit leider grundsätzlich weder über YouTube noch per HTML5 möglich zu sein, und auf i-Geräten konnte ich noch keinen Blick darauf werfen. Falls euch etwas auffällt, gebt mir gerne einen Wink.

Ob und wann es die Funktion in das offizielle h5p-Paket schafft, weiß ich leider nicht. Wenn ihr sie (jetzt schon) nutzen wollt, könnt ihr euch aber auf github bedienen. Ihr benötigt die Bibliotheken h5p-video und h5p-interactive-video.

Update: Mir war das noch nicht genug :-) Ich habe dem Player nun auch einen Button spendiert, mit dem man 10 Sekunden im Video zurückspringen kann. Außerdem kann man nun per Klick auf die Pünktchen unter dem Video direkt zu Interaktionen springen. I like open-source software…

 

Einmal Datenschutz mit Pathos, bitte!

Da habe ich gestern eine Frage nach dem Datenschutz an Hochschulen angeschnitten, und prompt erscheint zu diesem Dunstkreis ein Artikel in der FAZ der Artikel Entmündigung als Bildungsziel. Gewarnt werden soll darin letztlich vor den Gefahren des Lernens mit digitalen Medien. Da ihr sicher nicht alles lesen wollt, was mir dazu einfällt, fasse ich mich kurz – aber nagelt mich gerne in den Kommentaren auch zu anderen Punkten fest!

Die erste Hälfte des Artikels dreht sich um MOOCs (auch wenn der Autor Moocs schreibt) und das Gebahren von Coursera und Udacity mit Blick auf die gesammelten Daten. Dargestellt wird das am Beispiel von Paul-Olivier Dehaye (Uni Zürich), der offenbar einen Kurs bei Coursera angeboten hat und dann trotz eines Gerichtsprozesses nicht an die Daten kam, die im Zuge dessen gesammelt wurden. Das ist durchaus doof.

Ich frage mich dazu aber erstens, wieso er ein Seminar über „Geschäftsmodelle von Bildungsanbietern“ anbietet, offenbar aber überrascht ist, dass Datenschutz in den USA nicht dasselbe ist wie in der EU. Warum hat er sich denn darauf eingelassen? Ich frage mich dazu zweitens, was das allgemein mit MOOCs zu tun haben soll. Ja, dort werden von Unternehmen potenziell Daten gesammelt, aber der Artikel beschreibt eher die Problematik internationaler Rechtsprechung. Es gibt auch andere Anbieter, bei denen man MOOCs hosten kann. Sogar in Deutschland. Deutschen Datenschutzgesetzen unterworfen. Und selbst das spielt für mich letztlich eine kleinere Rolle, weil die Lernenden eine mündige Entscheidung für den Anbieter gefällt haben.

In der zweiten Hälfte geht es um künftig denkbare „virtuelle Tutoren“. Damit meint der Autor des Artikels Softwareprogramme, die mittels Datenanalyse feststellen, was ich noch an meinen Kenntnissen verbessern könnte. Sie schlagen sogar vor, mit wem ich daran üben könne. Das perfide sei, dass ein „ich will etwas anderes machen“ nicht als Option angeboten werde. Man ergäbe sich den Anweisungen der Maschine. Ich kann mich mit Ausnahme der Themen für meine Studien- und Diplomarbeit nicht daran erinnern, dass mir Lehrende eine solche Wahl gelassen hätten. Die haben auch vorgegeben, was zu tun ist – bloß nicht individuell, sondern pauschal für alle dasselbe. Und da habe ich mich auch von ganz allein und mündig widersetzt ;-)

Ich habe wirklich überhaupt nichts dagegen, über mögliche Folgen des Einsatzes von digitalen Medien in der Lehre zu diskutieren, aber vielleicht weniger pathetisch (auch wenn das ein gängiges Stilmittel klassischer Rhetorik zwecks Überzeugung ist).

Was meint ihr? Ich nehme Kommentare an, bis mein Blog voll ist.