Gestern habe ich schon meine Erfahrungen zur Methode Schillerstraße geteilt, heute geht es ums Beleidigungsfechten. Kommt euch bekannt vor? Dann seid ihr vermutlich alt (oder nerdig) genug, um das famose Computerspiel The Secret of Monkey Island zu kennen. In dem klassischen Point-and-Click-Adventure gibt es Fechteinlagen, die per Dialog entschieden werden. Auf die Beleidigung des Gegners muss eine passende Entgegnung gefunden werden. Angenommen ihr werdet beleidigt mit: „Ich kenne einige Affen, die haben mehr drauf als du!“ Was antwortet ihr dann? Logisch: „Aha du warst also beim letzten Familientreffen!“ Das funktioniert natürlich vom Prinzip her auch in der Straßenbahn, beim Polterabend oder im Hörsaal ;-)
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Schillerstraße in action!
Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich zum ersten Mal einen Workshop zur Gesprächsführung mitgeleitet. Dabei ist mir das folgende Problem aufgefallen: Übungssituationen wirken mitunter künstlich, aber es gibt die Möglichkeit, von anderen Feedback zu erhalten. In der Praxis hat man später ein echtes Szenario und kann Dinge ausprobieren, kann aber eigentlich kein Feedback erhalten. Ich habe mich also gefragt, geht nicht vielleicht auch beides? Lassen sich echte Situation und Chance auf Rückmeldungen kombinieren und gleichzeitig noch zusammen mit anderen etwas lernen? Herausgekommen ist die Idee zur Methode, die ich Schillerstraße getauft habe – wenngleich sie von Christian Spannagel in Workshop-Party umbenannt wurde, was ich viel schöner finde. [Ergänzung am 19.02.2014: Mir kam beim Nachdenken dazu der Blogbeitrag Leidensdruck als Erkenntnismotor von Jean-Pol Martin in den Sinn.]
Bloggen hilft beim Denken
Derzeit laufen die Vorarbeiten für meinen Beitrag für die Tabu-Tagung der Gesellschaft für Hochschulforschung, wobei es zwei größere Hürden zu überwinden gilt.
Erstens: Mein Vorschlag muss überhaupt angenommen werden. Die Rückmeldung dazu soll es am 17. Februar geben, das heißt ein bisschen muss ich mich noch gedulden.
Zweitens: Ich brauche InterviewpartnerInnen, die mir Auskunft darüber geben, was es ihnen schwierig macht, an der Uni gut zu lehren – und das speziell mit Blick auf ihre Vorgesetzen. Heikle Sache. Es hat sich aber schon letzte Woche abgezeichnet, dass ich diese Hürde wohl genommen habe. Nach meiner Anfrage hatte ich binnen 24 Stunden schon sieben Zusagen, und insgesamt sind neun zusammengekommen. Vielen Dank an alle, die sich dafür bereiterklärt haben!
Für mein kleines Vorhaben ist das schön, mich stimmen die Rückmeldungen allerdings auch nachdenklich. Ich habe 85 Personen angeschrieben, von denen acht für Interviews bereitstehen. Gut zehn Prozent der angeschriebenen wissenschaftlichen MitarbeiterInnen scheinen also mindestens kleine Probleme für ihre eigene Lehrtätigkeit zu sehen, die durch ihre Vorgesetzten bedingt sind. Genaueres weiß ich nach den Interviews, also ist es jetzt nicht an der Zeit für Schwarzmalerei.
Was aber offen bleibt: Wie viele haben Schwierigkeiten, wollen sich aber trotz eines anonymen Verfahrens nicht dazu äußern? Aus persönlichen Gesprächen weiß ich nämlich, dass einige wirklich arge Zustände erdulden müssen, und genau diese Personen haben sich nicht bei mir gemeldet. Desinteresse? Keine Zeit? Furcht vor Repressalien? Hoffnungslosigkeit? Ursache unbekannt. Vielleicht sollte ich dazu noch eine kurze anonyme quantitative Erhebung machen als Gegenprobe? Dieser Gedanke kam mit gerade beim Schreiben dieses Beitrags. Insofern schlussfolgere ich: Bloggen hilft (mir) beim denken.