Ich habe gerade wieder viel damit zu tun, Texte zu schreiben. Ich bin da ein Freund von verständlicher Sprache – und stehe auch nicht allein da. Oft ärgere ich mich aber darüber, dass ich selbst dazu neige, umständliche Satzungetüme zu basteln. Ist die Wissenschaftswelt daran schuld? Ich habe manchmal das Gefühl, Umständlichkeit wird dort mit Qualität gleichgesetzt. Es kostet mich jedenfalls immer wieder Mühe, Texte entweder gleich leserInnenfreundlich zu schreiben oder sie nachträglich zu verbessern. Es gibt zahlreiche Hilfen, die ich dabei benutze. Vielleicht kann sie ja auch jemand von euch gebrauchen?
Meine Hilfsmittel
- Deutsch! Das Handbuch für attraktive Texte
Der „Journalistenpapst“ Wolf Schneider hat viele Bücher herausgebracht, die sich mit dem Schreiben beschäftigen. Die muss niemand alle lesen, da ihre Inhalte stellenweise deckungsgleich sind. Wenn ich eines davon empfehlen müsste, wäre es: Deutsch! Das Handbuch für attraktive Texte. Wolf Schneider stellt darin mehrere Daumenregeln vor, die helfen sollen, lesbare Texte zu schreiben. Er zeigt anhand schlechter Beispiele auch, was dabei herauskommen kann, wenn jemand diese Regeln missachtet. Gleichzeitig finde ich, das Buch selbst ist ein schönes Beispiel, wie es gehen kann. Es liest sich einfach gut. - On Writing
Ein gänzlich anderes Buch stammt von niemand geringerem als Stephen King. In On Writing arbeitet er nicht nur seine Lebensgeschichte auf mit all ihren Höhen und vor allem ihren Tiefen. Stephen King zeigt auch, was zum Schreiben guter Texte dazugehört. Er geht dabei nicht nur auf die Sprache an sich ein, sondern auch auf den Prozess des Schreibens und auf das, was Texte mit ihren VerfasserInnen machen. Danke an meinen ehemaligen Kollegen Schimon für diesen tollen Buchtipp!
- Wordle
Kein Buch, sondern ein ganz praktisches Werkzeug, ist Wordle. Eigentlich ist die Online-Anwendung nicht dafür gedacht, Texte zu verbessern. Ihr könnt damit Schlagwortwolken erzeugen. Ihr kopiert eurer Geschreibsel einfach in das Eingabefeld, lasst Wordle arbeiten und erhalten dann nach kurzer Zeit eine grafische Repräsentation eures Textes. Je häufiger ihr Wörter benutzt habt, desto größer erscheinen sie in der Grafik. So lassen sich beispielsweise Verben oder Konjunktionen entdecken, die ihr ständig benutzt und vielleicht gegen andere austauschen könntet. Monotonie macht ja selten Spaß. Dem ein oder anderen Füllwort könnt ihr so ebenfalls auf die Schliche kommen. - Flesch-Kincaid-Lesbarkeitstests
Kennengelernt habe ich über meinen ehemaligen Kollegen Schimon auch die Flesch-Kincaid-Lesbarkeitstests. Texten werden darüber Kennzahlen zugeordnet, die die Lesbarkeit von Texten widerspiegeln sollen. Für englische Texte hat übrigens das oft genutzt Word bereits eine passende Funktion eingebaut. Nach erfolgter Rechtschreibprüfung spuckt das Programm eine Statistik aus, die Anhaltspunkte liefert, was noch verbessert werden könnte. - Blablameter
Ähnlich wie die Flesch-Kincaid-Lesbarkeitstests funktioniert das Blablameter. Eure eigenen Texte könnt ihr dort analysieren lassen. In die Bewertung fließen beispielsweise übermäßiger Nominalstil, typische „Bullshit-Wörter“ und bandwurmartige Konstruktionen ein.
Probe aufs Exempel
Probieren wir das Blablameter doch gleich einmal aus, indem wir den Text von oben testen. Ergebnis: „Ihr Text zeigt erste Hinweise auf ‚Bullshit‘-Deutsch, liegt aber noch auf akzeptablem Niveau.“ Puh, Glück gehabt.
Weniger mit Thema des „verständlichen“ Schreibens, sondern eher zum richtigen Schreiben: zu Diplomzeiten hatte ich die ersten beiden Bände von Bastian Sicks „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ gelesen. Unterhaltsam geschrieben und an vielen schlechten Beispielen werden hier die kleinen aber wichtigen Unterschiede von Binde- und Gedankenstrich bis hin zum Deppenapostroph erklärt. Das Buch steht so prominent in den Buchläden, dass man es kaum kaufen mag, aber: Bohlenbiografieleser halten ganze Bücher zu Rechtschreibung und Grammatik eh nicht aus.
Ich bin wohl mehr der visuelle Typ: Ich habe nur Happy Aua :-)