TeilnehmerInnenschwund

Ein Phänomen in xMOOCs ist die geringe Zahl derer, die die Veranstaltung „erfolgreich“ abschließen. Das sind deutlich weniger Menschen als sich ursprünglich angemeldet haben. Denkbar ist etwa, dass die Kurse so schlecht sind, dass viele einfach aussteigen. Denkbar ist aber auch, dass andere einfach daran teilnehmen wollen, ohne in irgend einer Weise geprüft zu werden. Ihnen genügt es, dass sie etwas lernen können. Was davon in welcher Art von MOOC bei welchen Instrumenten und welcher Gestaltung und Was-Auch-Immer-Noch-Ausschlaggebend-Sein-Könnte stimmt, dürfte noch eine Weile beforscht werden. Wer sich selbst für die Zahlen dahinter interessiert, sollte einen Blick auf http://www.katyjordan.com/MOOCproject.html werfen. Dort sind Statistiken interaktiv aufbereitet.

Nicht ganz so anschaulich ist die folgende Übersicht, aber sie stammt aus einem xMOOC, an dem ich gerade selbst teilgenommen habe. Um ihn erfolgreich abzuschließen, musste man sich an den wöchentlichen Tests versuchen, eine schriftliche Hausarbeit abliefern, selbst drei andere beurteilen und schließlich an zwei Abschlusstests teilnehmen – und natürlich alles zufriedenstellend bestehen.

  • 142.839 Personen haben sich für den MOOC angemeldet (und nicht wieder abgemeldet).
  • 82.008 Personen haben sich tatsächlich mindestens einmal auf der Plattform eingelogged.
  • 63.238 Personen haben sich mindestens eines der angebotenen Videos angeschaut.
  • 29.849 Personen haben mindestens an einem der wöchentlich zu absolvierenden Tests teilgenommen.
  • 6.030 Personen haben eine schriftliche Hausarbeit eingereicht.
  • 5.778 Personen haben mindestens eine schriftliche Hausarbeit eines anderen bewertet.
  • 8.130 Personen haben am ersten Abschlusstest teilgenommen.
  • 7.937 Personen haben am zweiten Abschlusstest teilgenommen.

Da im Mittel 85% der möglichen Punktzahlen in den Tests und der Hausarbeit erreicht werden mussten und die Gewichtung bekannt war, können anhand dieser Zahlen maximal 5.778 Personen den Kurs bestanden haben. Leider gibt es (bisher) keine Information darüber, wie viele es wirklich sind. Der Anteil der Absolvierenden hängt davon ab, wen man als TeilnehmerIn ansieht. Im besten Fall sind das nur diejenigen, die sich überhaupt an den Tests versucht haben – dann waren nicht ganz 20% erfolgreich. [Update: 3.892 TeilnehmerInnen haben den Kurs bestanden.]

Viel interessanter fand ich jedoch andere Zahlen:

  • 5.638 Personen haben wenigstens einen eigenen neuen Beitrag im Forum verfasst.
  • 2.906 Personen haben wenigstens einmal einen Beitrag im Forum kommentiert.

Sagen wir, wir haben 63.238 Personen, die etwas lernen wollen. Das wären diejenigen, die sich mindestens einmal ein Video angesehen haben. Wenn die beiden obigen Gruppen sich wirklich nicht überschneiden, dann haben wir 8.544 Leute, die sich (sichtbar) mit anderen ausgetauscht haben. Das wären gerade einmal 13,5%. Die Mehrheit der TeilnehmerInnen lernt also lieber für sich allein. Schade, dass es keine Auskunft darüber gibt, wie die Beteiligung in den Foren mit der erfolgreichen Teilnahme korreliert.

Wer mehr über die Erfahrungen mit sMOOCs aus Sicht eines Lehrenden wissen möchte, kann den folgenden Gedanken von Dan Ariely lauschen. Er hat übrigens die von ihm verwendeten Videos nicht nur für den MOOC selbst benutzt, sondern auch gleich für seine normale Uni-Lehre das Konzept des Flipped Classroom verwendet – mit besseren Resultaten als in reiner xMOOC-Form.

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2 thoughts on “TeilnehmerInnenschwund

  1. … wie, man kann sich von einem xMOOC auch wieder abmelden? Wie macht man das?
    (Ich dachte nämlich immer, das sei die Pointe der xMOOC-Anbieter. Dass man nicht wirklich wieder rauskommt, hat man mal seine eMail-Adresse hinterlassen. ;) Und das ist ja gut für „die Zahlen“. #unterstellungunterstellung

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